4 Minuten

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Extrem schnell bin ich im Nahen Osten.

Bei Adil und Dayyan fühle ich mich wohl. Sie sind aus Syrien geflüchtet und verschönern jetzt Männerköpfe in ihrem Friseursalon.

Trete ich ein, empfangen mich Freundlichkeit, Ruhe, mindestens ein Lächeln und die Frage “möchtest du einen Kaffee?”.
Schliesse ich die Türe hinter mir, ist die mitteleuropäische Zeit ausgesperrt.

Hier wird genau und langsam gearbeitet, nimmt man sich Zeit, auch für die Augenbrauen. Ich, amtierender Weltmeister in der Sportart “ungeduldiges Warten”, habe keine Mühe mich hier zurück zu nehmen.

Heute erzählte mir Adil über seinen Schulalltag vor 30 Jahren in Syrien.
Scheinbar mussten sie damals eine Schuluniform tragen, die einem militärischen Kampfanzug glich.
Ein wichtiges Unterrichtsthema in der siebten Klasse war “Waffen zerlegen und zusammensetzen”.

Er spricht auch über die aktuell rasende Inflation in seinem Heimatland, verursacht unter anderem durch die Bankenkrise im Nachbarland Libanon und die COVID-Pandemie.
Es herrschen Knappheit an Lebensmitteln und sehr viel Überdruss gegenüber dem Machtregime.

Durch Adil erahne ich eine mir unbekannte Welt und sehe gleichzeitig im Spiegel das Basler Tram vorbeisegeln.

Vor 10 Jahren erhielten mein Coiffeur und seine Familie Asyl in der Schweiz. Mich berührt seine Dankbarkeit, hier eine Chance erhalten zu haben.

Hoffentlich verschönert, bereichert und ausgiebig parfümiert radle ich wieder 4 Minuten zurück in eine kleine Ortschaft im Herzen von Europa.

29. April 2021

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