Seit 40 Minuten stehe ich am Sonntagabend auf dem Margarethenhügel, geniesse die dunkle Ruhe, lockere zwischendurch meinen verspannten Nacken, verfolge fasziniert das nervöse Flattern der Fledermäuse über meinem Kopf.
Mein Fahrrad habe ich an einen Baum gelehnt, meine Aufmerksamkeit nach Westen gerichtet. Ich sehe Flugzeuge starten, riesige Weihnachtsbäume erheben sich in die Luft, beginnen zu brummen und zu heulen.
Das Objekt meiner Begierde ziert sich, nutzt die Wolken für ein neckisches Versteckspiel. Mir gefällt die Spielvariante über eine Distanz von ca. 70 Millionen Kilometern.
Eigentlich sollte ihn sein leuchtender Schweif, immerhin einige Millionen Kilometer lang, verraten.
Leute, welche bereits einen Kometen gesehen haben, schwärmen, sprechen von einer Erfahrung, welche sie auch an die Schilderung von Christus Geburt vor über 2000 Jahren, festgehalten in der Bibel und in unzähligen Bilddarstellungen, erinnert.
Woher – wohin – wozu? Ich habe Zeit zum Philosophieren.
Wenn das Gebilde, bestehend aus Eis, Staub und lockerem Gestein ein Raumschiff wäre, hätte ich Lust einzusteigen?
Möchte ich mit 240’000 km/h durch das All rasen? Habe ich Lust auf dem Schweif bei 250 Grad unter Null spazieren zu gehen? Wo und wie würde die Reise enden?
Eine solche Abenteuerreise wirkt wenig verlockend auf mich. Vielmehr bin ich motiviert mit Noah, unserem Enkel, mit einem Speed von maximal 113 Metern in der Stunde die Ufer von Birs und Rhein zu erforschen, Enten, Gänse, Tauben zu füttern, miteinander über die Wellen zu staunen, welche Lastschiffe erzeugen können.
In diesen Momenten spielen Wetter, Zeit, woher – wohin – wozu keine Rolle. Das fröhliche Zusammensein zählt.
An diesem Sonntagabend fahnde ich erfolglos. Mein kosmischer Spielpartner trickst mich aus, flitzt unerkannt vorbei, lässt mich grusslos im Dunkeln stehen.
Veni, vidi, non vici.
Ich verabschiede mich von den Fledermäusen, steige auf mein Velo, rolle langsam den Hügel runter in die beleuchtete Stadt.
Erst in ca. 80’000 Jahren soll der Komet wieder in das Innere unseres Sonnensystems eintreten und sichtbar sein. Beeilen muss ich mich nicht.
20. Oktober 2024
Wenn Du je alle diese wunderbaren Texte zu einem Buch binden würdest, bin ich die Erste
die dieses Buch kaufen will. Du hast mich auf den Hügel entführt und ich habe Deine schönen Augenblicke miterleben dürfen. Sogar die Fledermäuse sah ich umher flattern und die Lichter beim Eindunkeln leuchten zwischen dem Laub der Bäume .
Herzlich Cécile