Veränderungen

V

Orin ist 69 Jahre alt, gesund und zäh. Sie lebt in einem Dorf im japanischen Hochland, wo Armut, Neid und Missgunst in Fülle vorhanden sind.
Orin bereitet sich gewissenhaft auf ihre letzte Reise vor. Die Dorftradition gebietet, dass jede Person, welche siebzig wird, zum heiligen Berg Narayama getragen und dort ihrem Schicksal überlassen wird.
Auch als ihr Sohn sie auf eine Trage lädt und mit ihr den Berg hochsteigt, hadert sie nicht mit ihrem Los.
Demut, Würde, klagloses Annehmen ihrer Lebensumstände, Hingabe für ihre Liebsten zeichnen diese Frau aus.
Das sehr schlanke Buchjuwel “Die Narayama-Lieder” von Shichiro Fukazawa berührt und bewegt mich.

Anders verhält sich Joseph Shapiro. Der erfolgreiche Geschäftsmann ist angewidert von seinem Dasein.
Lug, Trug und Oberflächlichkeit scheinen dies zu bestimmen.
Fluchtartig verlässt er seine Frau, sein Unternehmen in New York, um in Jerusalem im orthodoxen Judentum einen radikalen Neuanfang zu wagen.
Isaak B. Singer thematisiert in “der Büsser” eindringlich die Suche eines Menschen nach Sinnhaftigkeit im Leben, der Hoffnung im Glauben Halt zu finden, der Problematik einfach glauben zu können.
Shapiro’s Weg ist mühselig, steinig. Das Wissen und die Ahnung, was er sicher nicht will, tragen und leiten ihn in den vielen Momenten des Zweifelns.
Ich bin beeindruckt, wie der Autor, aufgewachsen in einem jüdisch- orthodoxen Umfeld, sein persönliches Unvermögen, buchstabengetreu und blind glauben zu können, thematisiert.

Freude und Mut schenkt die Lektüre “Warum es normal ist, dass die Welt untergeht” von Robert L. Kelly.
Der amerikanische Anthropologe und Archäologe kommt auf Grund von Betrachtungen der letzten 6 Millionen Jahre Evolutions-und Menschheitsgeschichte zum Schluss, dass Menschen sich stets als gute Problemlöser bewährt haben. Er ist optimistisch, dass dies auch mit den aktuellen Herausforderungen möglich sein wird.
Mich faszinieren seine Erläuterungen über den Stellenwert der Kultur bei der Entwicklung des homo sapiens, seine Visionen einer möglichen Zukunft, sein positiver Denkansatz.

Ein herrlicher Junitag 2023

3 Kommentare

  • Lieber Markus
    Den Text hab ich gelesen.
    Aber heute sitze ich in Avanches im Camping ️ und geniesse das Dasein. Nachdenken ging einfach nicht.
    Lieben Gruss vom Murtensee
    Beat

  • Mit viel Interesse habe ich die wertvollen Texte gelesen. Natürlich ist Kultur etwas vom Wichtigsten um sich weiter entwickeln zu können. Danke für die tiefsinnigen Texte, sie sind notendig .
    Eine positive Weltanschauung ist immer gut. Liebe Gtüsse Cécile