Unter Justinian erlebte Ostrom im sechsten Jahrhundert nach Christus aus militärischer Sicht eine erfolgreiche Zeit. Seine Truppen eroberten riesige Gebiete in Nordafrika, entrissen das heutige Italien den Goten. Detailliert und ausführlich informiert der nordirische Historiker über die Machtpolitik von Justinian, welcher in Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, residierte.
Beeindruckend sind die logistischen Leistungen der damaligen Heere, welche für ausgedehnte Feldzüge bis zu einem Jahr Vorbereitung aufwendeten. Immer wenn es im Kampf gegen den grossen Rivalen Persien Momente der Ruhe gab, wurden oströmische Truppen ausgesandt um Territorien zurück zu erobern, welche an Stämme wie beispielsweise die Vandalen und Goten in früheren Jahren verloren gingen. Nach damaligem Verständnis war ein römischer Kaiser dann erfolgreich und von Gott auserwählt, wenn er militärisch auftrumpfen und so Macht demonstrieren konnte.
Peter Heather betont ausdrücklich, dass die Lebensumstände seiner Untertanen Justian, offiziell ein christlicher Kaiser, keinen Deut interessierte. So wurde der weitaus grösste Teil der Steuereinnahmen in das Militär investiert, welches an allen Fronten gefordert und im Einsatz war. Der Verwaltungsapparat am kaiserlichen Hof war riesig, Korruption und Machtkämpfe auf allen Stufen allgegenwärtig.
Beim Lesen dieser blutrünstigen Zeitepoche stellt sich die Frage “wer erfreute sich an der letzten Blüte Roms?” Ist das Fazit, dass die einfache Bevölkerung in Konstantinopel und auf dem Land von dieser Blütezeit (fast) nichts bemerkten, falsch?
Aus heutiger Sicht ist hoch spannend zu verfolgen, wie Stämme auf der Suche nach fruchtbarem Land und nach Sicherheit vor sie attackierenden Völkern, z.B. die Hunnen, sich ihren Weg durch Europa erkämpften und erlitten. So flüchteten beispielsweise die Vandalen aus der heutigen Slowakei um schlussendlich nach Nordafrika zu übersetzen, wo sie das Königreich Karthago besetzten. Schlussendlich wurden sie von oströmischen Soldaten massakriert und in die Sklaverei entführt.
Der Schreibende war bei der Lektüre gefordert seine ethischen und moralischen Vorstellungen, gebildet aus seinen aktuellen Erfahrungen, beiseite zu legen und sich möglichst gut in die Lebensumstände der damaligen Zeit einzufühlen. Königreiche kamen und gingen, griffen an und verteidigten sich, wurden von aussen und innen gefordert. Es benötigte viele Jahrhunderte Auseinandersetzungen um zu den Staatsgebilden, wie wir sie heute kennen, zu kommen? Mann stellt sich gerne die Frage “was unterscheidet uns moderne Menschen von den Menschen des sechsten Jahrhunderts, worin gleichen wir uns?
7.Juni 2020