Sehr oft werde ich, wenn ich jemanden begrüsse, gefragt “Hesch alles im Griff?”. Da dies nie der Fall ist, lautet meine Antwort “Nein, aber viel”, “Nein, aber genügend” oder “Nein, aber etliches”.
Es ist ja nicht jeder Tag gleich.
Unterschiedlich kommt meine unerwartete Antwort an. Einzelne stutzen, sind überrascht, fragen nach. Andere lachen. Wenige zeigen keine Reaktion, setzen zu einem Monolog an, scheinen hauptsächlich einen Zuhörer zu benötigen.
Etliche Personen möchten wissen, welche Probleme mich piesacken. Andere freuen sich, dass ich etliches im Griff habe. Wiederum Andere sind erleichtert, dass es mir ähnlich wie ihnen zu gehen scheint.
Ich provoziere mit meiner relativierenden “3 Worte-Replik” nicht, stelle aber immer wieder fest, dass sie überrascht.
Sehr vieles habe ich nicht unter Kontrolle, nicht im Griff. Im Wissen darum danke ich beim abendlichen Tagesresümee für das positiv Wahrgenommene.
Als ich begann diesen Text zu schreiben, erhielt ich die Information, dass wir eine liebe Bekannte nie mehr sehen werden.
In solchen Momenten fällt es mir sehr schwer die japanischen Weisheit “Sei wie der Bambus, beuge und biege dich anmutig, so wie der Wind es will und du wirst niemals brechen.” umzusetzen.
Der buddhistische Mönch und Friedensaktivist Thich Nhat Nhan formuliert in seinem Buch “Zen und die Kunst, die Welt zu retten” auf liebevolle Art praktische Ideen, dem inneren Gleichgewicht immer wieder nahe zu kommen.
Einen Fokus legt er auf einfache Atemübungen. Er ist überzeugt, dass das bewusste Atmen uns hilft im Alltag gelassen unterwegs zu sein.
Ich habe Freude an seinen Tipps.
Positiv erlebe ich beispielsweise die Morgenübung im Bett, in welcher ich den angebrochenen Tag anlächle, ihn freundlich begrüsse und ich mir ausmale, woran ich mich heute erfreuen kann.
In der Regel zwinkert der Tag mir dann freundschaftlich zu, heisst mich geduldig willkommen, ohne den Anspruch zu erheben, dass ich alles im Griff habe.
4. Dezember 2022
Lieber Markus,
Deine Zeilen haben mir gut getan, sie sind so normal und positiv.
Es ist schön, wenn man das >Leben so positiv sehen kann.
Ich finde es gibt so viel Schönes und Gutes auf dieser Welt, man muss es unr
sehen.
Wunderbar,ja,dieses schon suggestive Fragen,ob alles gut sei oder du alles im Griff hast,schreit nach einer etwas relativierenden Antwort.Schön,das Zuzwinkern des Tages.
Lieber Markus
Dein Text ist wunderbar anregend.
Ich werde also ab heute versuchen, auch Etliches in den Griff zu bekommen und den Tag freundlich begrüssen.
Lieben Adventsgruss
Beat