Benvenuto to the Algarve

B

Aller Anfang ist nicht leicht. Das Warten im engen Wartebereich am Flughafen Basel zog sich hin, der Blick auf den Bildschirm mit den Informationen über die anstehenden Abflüge glich dem Russischen Roulette.
Ergeht es unserem Flug nach Faro ähnlich wie den Flügen nach Venedig und Budapest, welche ohne Angabe von Gründen annulliert wurden?
Dem war nicht so, easyJet machte es lediglich spannend mit dem Vorenthalten von Informationen. Mit erheblicher Verspätung startete unser Flugzeug, um nach Mitternacht in Faro sanft aufzusetzen.
Das Warten auf das Gepäck verlief kurzweilig. Sportler aus Aberdeen und Newcastle sorgten mit ihrer trunkenen Lautstärke für Stimmung und Unterhaltung.

Nach einer kurzen Nacht galt es Faro’s Altstadt zu erkunden, vor der modernen Markthalle das erste Mal in ein riesiges Hefe-Croissant zu beissen, das erste Mal um galão, einen Milchkaffee, zu schlürfen, serviert in einem hohen Glas.
Muito bom.

Um 12:25 Uhr sollte der Comboio Faro in Richtung Lagos verlassen. Ab 12:15 Uhr umzingelten potentielle Reisende die geschlossenen Zugwagons, welche den Anschein machten, einem Museum entliehen zu sein.
Um 12:40 Uhr startete die Ruckelreise der Küste entlang. Leider sahen wir das Meer nie, dafür viel Buschwerk und wilde Abfalldeponien.
Das Ehepaar zahlte für die 90 Kilometer nach Lagos je 4 Euro und 50 Cents. Ab 60 zahlen Frau und Mann in Portugal die Hälfte des Normaltarifs im Öffentlichen Verkehr.

Heftiger Wind hiess uns in der Hafenstadt Lagos, welche bis 1820 einen grossen Sklavenmarkt beherbergte, willkommen. Das Versprechen, uns auf unseren kommenden Wanderetappen treu zu begleiten, hielt die bewegte Luft getreulich ein.
Englisch scheint in Lagos die Standardsprache zu sein, Scharen von TouristInnen schoben sich mit uns sich durch das Zentrum des Städtchens.
Wir lernten Thomas kennen. Er, gebürtiger Berliner, lebte mit seiner Frau, gebürtige Polin, in Kanada, bis es ihnen dort zu kalt wurde und sie des Klimas wegen nach Lagos zogen. Beide arbeiten den ganzen Tag zu Hause am PC, abends raffen sie sich müde auf, ihren Hund Gassi zu führen. Das Wochenende verbringen sie meist mit Mark und seiner Frau, beide wuchsen in New Mexiko auf. Thomas spricht, es fehlt die Notwendigkeit, kaum Portugiesisch.
An der Südküste Portugals bedienten uns in den Restaurants junge Frauen und Männer aus Guatemala, Nepal, Kolumbien und Brasilien.
In den letzten Jahren erhielten 50’000 Personen aus dem Himalayastaat Nepal eine Arbeitserlaubnis in Portugal.
Sehr viele Menschen aus Indien, Pakistan und Bangladesch schuften zu Hungerlöhnen auf den riesigen Früchte- und Gemüseplantagen im Süden von Portugal.

Den Abend verbrachten wir mit der Suche nach den grün blauen Markierungen der Rota Vicentina, ein Wanderweg der Süd- und Westküste entlang, welche wir ab dem kommenden Tag etappenweise unter die Füsse nehmen wollten.
Boa noite Lagos.

26. Juni 2025

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