Mein Spaziergang nach Luzerna, wo ich Früchte und Gemüse einkaufe, führt auf der Talseite dem Rio do Peixe entlang, die Bergseite ist im Griff des Atlantischen Urwalds.
Erfolglos hielt ich bisher am Flussufer Ausschau nach Capivaras.
Diese Wasserschweine gehören zur Familie der Meerschweinchen, sind die grössten Nagetiere auf der Erde.
Ein ausgewachsenes Exemplar kann bei einer Grösse von 1 Meter und 30 Zentimetern mehr als 75 Kilogramm wiegen.
1988 sah das Paar auf seiner Reise durch Brasilien dieses Tier, welches am und im Wasser lebt, das erste Mal.
Nach der Reise im Trem da Morte schlossen wir uns in Corumbá einer kleinen Touristengruppe an, welche unter kundiger Führung 3 Tage lang in einem Jeep Teile des Pantanals erkundete.
Das Pantanal, etwa halb so gross wie Deutschland, ist das grösste Feuchtgebiet der Erde. Sechs Monate steht es jährlich unter Wasser, in der folgenden Trockenperiode eröffnet sich NaturliebhaberInnen ein Paradies.
Leicht erhöhte Naturstrassen führen austrocknenden Wasserläufen entlang, an welchen unzählige Capivara-Sippen ruhen.
Capivaras, sie wirkten auf mich drollig und gutmütig, hielten gebührenden Abstand zu den Jacarés. Die Alligatoren lagen zu Tausenden neben- und übereinander am Flussbord, waren und sind einem Capivara-Häppchen nicht abgeneigt.
Glücklicherweise wirkten die Jacarés tagsüber träge. So war es möglich, sie aus kurzer Entfernung zu beobachten.
Spektakulär war der Anblick der unzähligen, rot funkelnden Augen der Reptilien, wenn wir nachts mit einer Taschenlampe das Flussufer anleuchteten.
Im Pantanal wähnten wir uns in einem riesigen, gitterlosen Zoo.
Wir beobachteten Jaguare, Affen, wichen grossen Schlangen aus, welche sich auf dem Fahrweg sonnten, hielten Ausschau nach Papageien und Riesenstörchen.
Hier sind mehr Vogelarten als in ganz Europa beheimatet.
Zwischendurch fischten wir Piranhas. Köstlich mundete die Piranha-Suppe.
Aventura pura!
Die Unterkunft war spartanisch, eine Dusche gab es nicht, auf ein Bad im Fluss verzichteten wir.
Als wir wieder in Corumbà ankamen, mieteten wir in einem Hotel eine Dusche, um uns vor der nächtlichen Busreise nach Campo Grande zu erfrischen, von wo aus wir am nächsten Abend nach Manaus flogen.
Nach Mitternacht kreiste unser Flugzeug über der Hauptstadt des Bundesstaates Amazonas.
Ich weckte meine schlafende Geliebte, welche vor dem Lichtermeer der Millionenstadt erschrak, weil sie glaubte, dass es sich um Augen von Jacarés handelte.
Einige Tage später lud mich ein junger Mann ein, mit ihm auf einem Seitenfluss des Amazonas auf “Jacaré-Safari” zu gehen.
Ich paddelte, während er vorne im Holz-Kanu sass und mit der Taschenlampe in die Büsche am Flussrand leuchtete.
Als er das leuchtende Augenpaar eines Jacarés entdeckte, musste ich auf diesen zusteuern.
Vor dem Reptil angekommen, sprang der Jüngling ins Wasser, packte das Tier mit einer Hand am Schwanz, während er mit der andern Hand dessen Schnauze zudrückte.
Stolz überreichte er mir seinen Fang, welchen ich mit einigem Respekt entgegennahm, um ihn sehr schnell wieder in die Freiheit zu entlassen.
1999 erkundete unsere Familie, zwei Jungs bereicherten sie in der Zwischenzeit, zusammen mit der Familie meines Schwagers das Pantanal erneut, dieses Mal auf einem grossen Boot.
Foi um sonho.
Estou com saudade das Capivaras e do Pantanal.
Joaçaba, 23. März 2022
WOW
Mein Abenteuerherz erwacht aus seinem Tiefschlaf. Vielleicht ein Aufruf vom Leben.
Lieber Markus
Ich versuche es mir vorzustellen , was du erlebst.
Aber ich bin unfähig, diese Vielfalt des Lebens gedanklich nachzuvollziehen,
Mir kommt Tarzan in den Sinn oder Mayas … und Zootiere.
Meine Realität sind Lehrlinge und Lehrtöchter: Maurer, Bodenparquettleger und Coiffeusen, welche den Sinn eines Berufsschultages nicht einsehen wollen.
Ich kämpfe mit Speicherplatz in Laptops und digitalen Wolken.
Und dennoch: wir beide leben in derselben Welt.
Geniess du die Natur,
Lieben Gruss
Beat
Lieber Markus,
Was Du alles erlebst in dieser wunderbaren Natur, ich staune und würde auch gerne dabei sein. Es muss herrlich sein so in diese fremde Welt eintauchen zu können. Auch die vielen tollen Tiere sind beeindruckend, ich freue mich mit Dir und Deiner Geliebten.
Herzliche Grüsse Cécilr
Ps. Wie lange seid ihr noch in dieser verzauberten Welt?