Bapuji

B

Vor einigen Tagen frischten wir unser englisches Vokabular auf.
Der britische Film “Wicked little letters”, er beruht auf Tatsachen, bot 102 Minuten lang in a fantasticc way Gelegenheit dazu.
In anonymen Briefen werden Personen in Littlehampton im Jahr 1920 sehr lebhaft, äusserst kreativ, die Anatomie wird grosszügig mit einbezogen, beschimpft.
Die Angeschriebenen, geachtete Frauen und Männer des englischen Bedeorts, beschuldigen schnell Rose Gooding der Autorschaft. Sie ist bekannt für ihr loses Mundwerk und ihren unorthodoxen Lebensstil.
Obwohl keine Beweise gegen sie vorliegen, wird Rose für einige Monate eingesperrt.

Dass weiterhin anzügliche Post verschickt wird, verstört zunehmend und schreckt auf.
Die “Brief-Affäre” wird zum medialen Ereignis im Königreich, beschäftigt das Parlament und Scotland Yard. Nach aufwändigen Untersuchungen wird schlussendlich Edith Swan, Nachbarin von Rose, sie teilten den Garten und die Toilette miteinander, als Autorin der Schmutzliteratur entlarvt. Sie wird zu einem Jahr Zwangsarbeit im Gefängnis verurteilt.
Rose erhielt im Nachhinein vom Staat eine finanzielle Entschädigung für die erlittene juristische Ungerechtigkeit.
Hervorragende Schauspielkunst macht diesen Film zu einem Ereignis, geht unter die Haut, berührt mich.

Von Edith’s manisch anmutenden Bemühen, andere Menschen zu verletzen, unterscheidet sich das Buch “Wut ist ein Geschenk” von Arun Gandhi total.
Aufbauend, kostbar, ermutigend ist der Lesestoff, welchen ich in kleinen Portionen geniesse.

Arun lebte zwischen seinem zwölften und vierzehnten Lebensjahr bei seinem Grossvater Mahatma Gandhi in Indien. Erfrischend waren dessen Erziehungsmethoden.
Bapuji, so nannte Arun seinen Grossvater, wuchs in Südafrika auf, erlebte Rassismus und Unterdrückung durch das britische Empire am eigenen Leib.
Unbeirrbar und mutig setzte sich der kleine, feingliedrige Mann sein ganzes Leben dafür ein, diese Schranken friedsam abzubauen.
Acht Jahre lang büsste er im Gefängnis für sein gewaltloses Einstehen für mehr Gerechtigkeit. Er überlebte etliche Attentatsversuche, wurde mehrmals zusammengeschlagen.

Arun erlebte seinen über siebzigjährigen Grossvater als ungebrochen, humorvoll, äusserst diszipliniert und beseelt von seinem Engagement für ein friedliches Zusammenleben.

Auf Gandhi’s Überzeugungen, beispielsweise seine Lehre des zivilen Ungehorsams, beriefen sich Martin Luther King, Nelson Mandela, Dalai Lama und auch die Bewegung “Gewaltfreie Aktion Kaiseraugst”.
1975 besetzte sie das Baugelände des geplanten Atomkraftwerks in Kaiseraugst. zündete den Funken des gewaltfreien Widerstands.
Die entfachten Diskussionen um Nutzen und Gefahren der Atomkraft schoben den Baubeginn um Jahre hinaus.
Schlussendlich wurde es 1987 vom Schweizer Parlament aus “politischen, staatsbürgerlichen und gesellschaftlichen Gründen” beerdigt.

Kurz nachdem sein Enkel wieder zu seinen Eltern nach Südafrika zurückgekehrt war, wurde Mahatma Gandhi von einem Fanatiker erschossen.
Bis zu seinem Tod vor einem Jahr führte Arun den Kampf seines Grossvaters um Frieden und Gerechtigkeit fort.
Jetzt wirken seine Kinder und Enkelkinder im Sinne von Bapuji.

14. Mai 2024




2 Kommentare

  • Nachdenklicher Text rund um Grundrechte ind Rassismus und Kolonialismus.
    Vielen Dank.
    Lieben Abendgruss
    Best

  • “wut ist ein geschenk” habe ich nicht gelesen, jedoch “wicked” im kino gesehen. ein dramatisch wunderbarer film.

    en liebe gruess
    beat