Leben haucht uns der gemeinsame Donnerstagabend ein.
Zuerst spielen und schwitzen wir gemeinsam. Danach tragen wir Sorge zu unseren ausgetrockneten Kehlen und pflegen das Zusammensein.
Letzten Donnerstag war es lange auch so.
Als die Nachricht eintraf, dass einer unserer Kollegen unerwartet verstorben sei, erstarrte die Tischrunde für einen längeren Moment.
Eine Woche zuvor weilte er noch unter uns, ass, trank, war gesellig.
So wird es nicht mehr sein, aus und vorbei. Ab sofort und diskussionslos.
Es tut weh, die schwarze Wolke hängt tief und schwer.
Unser Leben geht weiter.
Vorgestern Abend entführte uns eine Freundin mit asiatischen Köstlichkeiten liebevoll in tropische Gefilde, wo die Sonne verlässlicher wirkt als bei uns.
Es war herzlich, schön und tat gut.
Den Sonntag verbrachte ich mehrheitlich auf Kirschbäumen auf der Suche nach Früchten, welche Hagel, Regen und dem Frost widerstanden hatten.
Frei war die Sicht auf das Aargauer Jura und interessant das Gespräch mit meinem Freund.
Er befindet sich seit einiger Zeit in einer sehr anspruchsvollen Lebensphase.
Bevor seine Kräfte zum Stillstand kamen, begab er sich vor etwa drei Wochen auf die Wanderschaft.
In acht Tagen marschierte er alleine von Basel nach Ascona, im Rucksack Ersatzwäsche, sein Tagebuch und Zeichenstifte.
Er weiss aus Erfahrung, dass dem Gehenden der Weg sich unter die Füsse schiebt.
Zwei seiner Erlebnisse beeindrucken mich besonders.
Auf der Strada Alta im Tessin legte er sich hin, um sich auszuruhen.
Ein schwaches Blöken weckte ihn. Ein kleines Lamm hatte sich scheinbar von seiner Mutter und seiner Herde entfernt und fühlte sich verloren.
Als mein Freund sich vergewissert hatte, dass kein Hirte in der Nähe war, packte er das Lamm auf seine Schultern und trug es 45 Minuten in die Richtung, aus welcher er gekommen war. Dies im Wissen, dass er eine bewirtete Alphütte passiert hatte.
Dort stellte sich heraus, dass das Lamm tatsächlich vermisst und gesucht wurde.
Das Bild meines Freundes mit dem Lamm auf den Schultern beflügelt meine Phantasie und beherbergt für mich sehr viel Symbolkraft.
Müde und hungrig stand er später in einem Dorf vor einem geschlossenen Gasthaus.
In dem Moment kam der Besitzer vorbei, fragte nach seinem Wunsch, öffnete für ihn die Türe und organisierte seinen in Bellinzona lebenden Bruder, damit dieser dem Wandergast ein Nachtessen kochte.
Ich bin sehr froh zu vernehmen, dass der Fussreisende mit sich selber bestens auskam, das Unterwegssein ihn bereicherte, ihn stärkte.
Während ich diese Zeilen schreibe, höre ich mehr als einmal den wunderbaren Song “L.I.F.E.G.O.E.S.O.N” von der englischen Band Noah & the Whale.
Ja, das Leben geht weiter.
Ich weiss aus Erfahrung, dass die schwarze Wolke sich mit der Zeit anders platzieren und dem Sonnenschein wieder Platz machen wird.
5. Juli 2021
Ich war am besagten Donnerstagabend mit dabei. Umso mehr geniesse ich Kussi’s sorgsam ausgewählten Worte. Sie tun meiner Seele gut.
Coni